1. JubaS-Themenkreis:
Zugangswege und Ansprache junger Menschen zu Angeboten virtueller Jugendberufsagenturen

Insbesondere im ländlichen Raum werden die rechtskreisübergreifenden Unterstützungsleistungen der Jugendberufsagenturen häufig virtualisiert angeboten. Damit soll sichergestellt werden, dass alle jungen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten erhalten – auch dort, wo räumliche Entfernungen und Mobilitätsprobleme die Erreichung zentraler Beratungsangebote vor Ort erschweren. Ein gemeinsamer Online-Auftritt bietet aber auch in Ballungszentren die Chance jugendgerechter Erstkontaktmöglichkeiten, über die junge Menschen schnellen Zugang zu der fachlich richtigen Ansprechperson finden.

Doch wie finden jungen Menschen den Weg zu den Webseiten und den Angeboten virtueller Jugendberufsagenturen? Und wie sollte die Ansprache erfolgen, um den Lebenswelten der Zielgruppen gerecht zu werden?

Diese Fragestellungen standen im Mittelpunkt des ersten Themenkreises im Rahmen des Förderprogramms „Jugendberufsagentur Sachsen (JubaS)“, der am 04.09.2019 in Chemnitz stattfand. Mit der Veranstaltung wurde der von Teilnehmenden der JubaS-Auftaktveranstaltung (15.05.2020, Radebeul) geäußerte Wunsch nach einem Austausch über die Zugangswege und einer gelingenden Ansprache junger Menschen zu den Angeboten virtueller Jugendberufsagenturen aufgegriffen. Über zwei Inputs wurden Erkenntnisse und Einschätzungen aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive vermittelt.

Tanja Brock, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung an der Evangelischen Hochschule Dresden | Foto: Landesservicestelle JubaS
Tanja Brock, Evangelische Hochschule Dresden | Foto: Landesservicestelle JubaS

Tanja Brock, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung an der Evangelischen Hochschule Dresden, stellte in ihrem Eingangsvortrag erste Ergebnisse aus dem Projekt „Smarte Jugendarbeit in Sachsen“ vor. Das Projekt untersucht unter anderem die Fragstellungen, wie eine erfolgreiche Anpassung der Jugendarbeit an die Erfordernisse des digitalen Zeitalters ausgestaltet werden kann und wie pädagogische Fachkräfte den Übergang ins digitale Zeitalter wahrnehmen. Ausgehend von der These, dass der Wandel zur digitalen Gesellschaft sämtliche Lebensbereiche neu strukturiert, stellte sie erste Projekterkenntnisse u.a. zur Mediennutzung von Jugendlichen und zu den Auswirkungen der Kommunikation von Jugendlichen mit pädagogischen Fachkräften vor und zeigte Perspektiven für eine „Smarte Jugendarbeit“ auf.

Patrick Schmidl, PS Media Point
Patrick Schmidl, PS Media Point | Foto: Landesservicestelle JubaS

Über praktische Erfahrungen bei der „Berufsorientierung via Social Media“ berichtete Patrick Schmidl, Geschäftsführer der PS Media Point. Im Rahmen der Kampagne „Erzgebirge LIVE!“ (http://erzlive.de/) informieren der Jungunternehmer und sein Team höchst erfolgreich über Ausbildungsmöglichkeiten und -berufe im Erzgebirge. Neben einer Offline-Kampagne werden junge Menschen dabei insbesondere über Kurzfilme erreicht, in denen Azubis über ihre Erfahrungen in der Ausbildung berichten. Die „Azubivideos“ erzielten 2019 420.000 Views und wurden 1,5 Millionen mal auf sozialen Netzwerken aufgerufen. In seinem Vortrag plädierte er für einen Methodenmix in der Kommunikation mit Jugendlichen. Erfolgversprechend sei eine Kombination von Social Media mit klassischen Kampagnen (Radiowerbung, Plakate an Litfaßsäulen, Werbung an Bussen und Haltestellen).

Seba
Sebastian Lori und Michael Steinbach, Landesservicestelle JubaS | Foto: Landesservicstelle JubaS

Im sich daran anschließenden Austausch wurden u.a. sowohl Herausforderungen des Datenschutzes als auch die Erfordernis von Weiterbildungen des Personals von Jugendberufsagenturen im Hinblick auf neue Medien diskutiert. Letztere resultierten auch daraus, dass die Rasanz des digitalen Wandels beständig zur Entstehung neuer sozialer Netzwerke und Kommunikationskanäle führt, die entsprechende Änderungen des Nutzungsverhalten der Zielgruppe mit sich bringen. Die Herausforderung bestehe darin, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten, um die Angebote an den Lebenswelten der Jugendlichen ausrichten zu können. Grundsätzlich sei zu beachten, dass Jugendberufsagenturen ihren Mitarbeitenden für die Entwicklung attraktiver digitaler Angebote und deren gelingende Bekanntmachung entsprechende finanzielle und zeitliche Ressourcen bereitstellen müssten. Einigkeit bestand auch darüber, dass virtuelle Kontaktmöglichkeiten und Beratungsangebote eine sinnvolle Ergänzung der bisherigen Arbeit bilden, den persönlichen Kontakt zu den jungen Menschen aber nicht ersetzen können.

Auftaktveranstaltung zum
Förderprogramm JubaS

Um einen gelungenen Übergang junger Menschen von Schule in Ausbildung bzw. Studium und Arbeitsmarkt ging es am 15. Mai 2019 bei der landesweiten Auftaktveranstaltung des Förderprogramms JubaS in Radebeul. Unter dem Motto „Junge Talente für Sachsen – Jugendberufsagenturen als Motor beim Übergang Schule – Beruf“ tauschten sich rund 150 Akteure aus ganz Sachsen aus.

Seit Ende 2018 unterstützt das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr mit dem Förderprogramm „Jugendberufsagentur Sachsen (JubaS)“ die Etablierung und Weiterentwicklung der Jugendberufsagenturen im Freistaat. Für die erfolgreiche Umsetzung wurden in den Landkreisen und Kreisfreien Städten vielfältige Strategien zur „Beratung unter einem Dach“ entwickelt. 

Damit die Jugendlichen etwa bei fehlender beruflicher Orientierung, im Falle eines Studienabbruchs oder bei ungeplanter Schwangerschaft eine auf die persönliche Situation abgestimmte passgenaue Unterstützung erhalten, sind die Jugendberufsagenturen sachsenweit aktiv. Dort arbeiten alle wichtigen Akteure aus unterschiedlichen Bereichen zusammen: Jugendhilfe, Berufsberatung, Schule oder auch die örtliche Initiative „Schule und Wirtschaft“, wo Unternehmensvertreter oder die regionale Fachkräfteinitiative mit am Tisch sitzen.

Die Relevanz des Themas wurde durch die Anwesenheit des Sächsischen Staatsministers für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig, und des Vorsitzenden der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, Klaus-Peter Hansen, deutlich. Staatsminister Martin Dulig betonte:

„Jugendberufsagentur heißt: Wir kümmern uns!. Es wird nicht die Frage gestellt : ‚Wer ist zuständig?‘ In Sachsen heißt es jetzt: ‚Wir sind gemeinsam verantwortlich!‘ Die möglichst enge Vernetzung und Zusammenarbeit aller relevanten Akteure – also auch der Schulen – hilft nachweislich dabei, junge Menschen vor Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu bewahren. Und weil das in unser aller Interesse ist, sollten wir weiter dafür werben, dass sowohl Arbeitsverwaltung, Jugendhilfe und Schulen als auch Wirtschaft und Kommunen so eng wie möglich zusammenarbeiten.“

Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, reagierte in seinem Beitrag darauf:

„Der Arbeitsmarkt braucht Fachkräfte und die Quelle dafür ist Ausbildung. Deshalb darf kein junger Mensch verloren gehen – jeder wird gebraucht und hat jede mögliche Unterstützung verdient. Junge Menschen, die auf besondere Unterstützung angewiesen sind, bekommen diese seit Bestehen der Jugendberufsagenturen – durch die Berufsberater, die Mitarbeiter der Jugendhilfe oder der Jobcenter. Diese Unterstützung weiterzuentwickeln ist ein wichtiger Baustein bei der Fachkräftesicherung für den Freistaat Sachsen und damit für die Menschen und Unternehmen in unserer Heimat.“

Martina Weber, Dezernentin und Zweite Beigeordnete des Landkreises Görlitz, ergänzte: 

„Die „Jugendberufsagenturen in Sachsen sind ein sehr innovatives Programm, um Problemlagen von Jugendlichen zu heilen. Es gelingt, die gemeinsamen Kräfte von Jobcenter, Agentur für Arbeit und Jugendamt auf Augenhöhe zu vereinen im Sinne der Jugendlichen. Maßnahmen und Aktivitäten für und mit den Jugendlichen werden aufeinander abgestimmt durchgeführt. Dadurch gelingt eine ganzheitliche Problemanalyse und vor allem Problemlösung – und zwar kreisübergreifend. Diese Arbeit wird durch die Jugendberufsagentur Sachsen als Unterstützungsfunktion des Landes erfolgreich gefördert: Es gelingt, die regionalen Besonderheiten beizubehalten und auszubauen und dadurch zielgruppengerecht und schnell zu agieren. Gleichzeitig wird über die Koordinierungsstelle ein Best-Practice-Lernen unterstützt und durch den gemeinsamen Austausch sachsenweit ein immer besseres Leistungsspektrum der einzelnen Jugendberufsagenturen entwickelt. Insgesamt gelingt dadurch die bestmögliche Zusammenarbeit: Individuell spezifische und vor allem schnelle und ganzheitliche Fall-Lösungen für den Jugendlichen bei starker Orientierung an den lokalen Rahmenbedingungen durch effiziente Abstimmung zwischen den Behörden.“